Siem Reap ist vermutlich der touristischste Ort in ganz Kambodscha, aber man kann hier auch wirklich viel entdecken. Wie wir Angkor erkundet haben gab es beim letzten Mal zu lesen. Hier folgen noch ein paar Highlights abseits der Tempel wie die Floating Villages am Tonle Sap oder das War Museum.

Wer in Siem Reap Pause braucht von Tempel und Kultur der hat ein paar Möglichkeiten seine Zeit zu vertrödeln. Ich wollte zum Beispiel unbedingt zu den Floating Villages am Tonle Sap See. Orte die entweder auf Stelzen gebaut sind oder komplett schwimmen, um sich dem stark schwankenden Wasserpegel des Sees anzupassen. Im Laufe der Regenzeit vervierfacht sich seine Fläche fast, der Pegel steigt, aber die Menschen sind darauf vorbereitet. Der See ist ihr Lebensmittelpunkt. Sie leben vom Fischfang und sobald das Wasser zurück weicht hinterlässt es unglaublich fruchtbares Ackerland. Kambodscha ist vielleicht ein armes Land, aber hungern muss keiner (zur Zeit der Khmer Rouge wurde sämtlicher Reis exportiert, daher war es damals anders).

Tour zu den Floating Villages

Von Siem Reap aus kann man recht leicht drei verschiedene Orte am See erreichen: Chong Kneas, Kampong Phluk und Kampong Khleang. Sortiert nach ihrer Entfernung zu Siem Reap und damit auch nach der Anzahl der Touristen die ihr dort vermutlich treffen werdet. Wir besuchten Kampong Khleang, die am weitesten entfernte und gleichzeitig größte der drei Städte. Wenn ich mich richtig erinnere leben über 40.000 Menschen hier. Ich habe selbst keine Referenz, aber das soll die authentischste der drei Städte sein. Auf jeden Fall würde ich wieder hierherkommen. Allerdings nicht mehr auf die Art wie ich es gemacht habe.

Im Internet ließ sich nicht wirklich viel dazu finden, irgendwie war mir nur klar, dass man wohl irgendwo als Tourist Eintritt zahlen muss und dann? Keine Ahnung. Groß angeboten werden Trips von „Tara Boat Tours“, aber aufgrund meiner nicht ganz seefesten Begleitung legten wir keinen Wert auf ein Abendessen auf dem großen Schiff, dass hier dazu gehört.

Also entschieden wir uns für eine Tour mit „Beyond Unique Escapes“. Leider waren wir nur zu zweit, was die Tour ziemlich teuer machte, aber ich wollte unbedingt nach Kampong Khleang und die Tour war mit einer Dauer von über einem halben Tag angepriesen. Gleich vorneweg: die Tour war toll, der Guide wusste wirklich viel, aber nach etwa 3 Stunden inklusive eineinhalb Stunden Fahrzeit waren wir wieder zurück. Absolute Abzocke!

Ich rate dringend von Beyond Unique Escapes ab! Die Fahrt im klimatisierten Auto bringt einen weit weg von allem und der Preis war für die Dauer der Tour horrend! Schnappt euch lieber den Tuk Tuk Fahrer eures Vertrauens und lasst euch von ihm fahren/ nehmt ein Schiff ab Kampong Phluk. Günstiger und authentischer!

Die Floating Villages waren trotzdem beeindruckend! Zuerst ging es vorbei an Häusern auf bis zu 6 Meter hohen Stelzen (die in der Regenzeit auch den Fahrzeugen platz bieten, denn auch die müssen irgendwo hin) rechts und links der offenbar einzigen Straße, bis wir am Wasser ankamen und in ein Boot wechselten. Dann ging es vorbei an „Wäldern“ im Wasser hinaus auf den See. Hierbei wurden wir von vielen geschäftigen Kambodschanern überholt, die unter anderem ihr landwirtschaftliches Gerät hinausfuhren. Wie gesagt, in der Trockenzeit wird Stück für Stück fruchtbares Land frei und das will beackert werden. Wir passierten auch ein richtiges schwimmendes Dorf – alle Gebäude, inklusive der Schule, sind wie Flöße und treiben auf dem See. Um den Zusammenhalt sicherzustellen sind sie aber aneinandergebunden. Je nach Wasserstand des Sees müssen diese Dörfer eben wandern.

Am besten vorstellen kann man sich all das mit Fotos denke ich. Daher ein paar mehr davon!




Auf dem Weg haben wir auch noch einen Markt besucht und ein wenig über Essensherstellung gelernt, aber dazu in einem eigenen Beitrag mehr, gesammelt mit allen anderen Infos zum Thema Essen.

Silk Farm in Siem Reap

Da die Tour entgegen unseren Erwartungen so schon vor dem Mittag vorbei war sprang unser Tuk Tuk Fahrer des Vortages dankend ein, freute sich uns nochmal fahren zu können und nahm uns mit zur Silk Farm. Ein netter Stopp, der nichts kostet, die Tour die einem ein Arbeiter dort gibt basiert auf Trinkgeld. Wir konnten sehen wie die Raupen gehalten und gefüttert werden, wir konnten sie auf die Hand nehmen (interessante wabbelige Dinger) und sehen wie Frauen die Kokons am Ende wieder abwickeln. Und auch wie dann Schals daraus gemacht werden. Von Hand gewoben, wahnsinnig aufwändig. Vor Ort werden ausschließlich Frauen ausgebildet, um ihnen eine Chance zu geben. Denn, laut unserem Führer, kann ein Mann jederzeit ein bisschen Englisch lernen und sich ein Tuk Tuk kaufen, einer Frau bleibt diese Möglichkeit aber verwehrt und so brauchen sie andere Chancen, um für ihren Unterhalt zu sorgen.

Geschichte hautnah im War Museum

Von hier ging es zum War Museum. Bereits zu Beginn meiner Reise berichtete ich von der Geschichte Kambodschas, hier gibt es sie nochmal zum „Anfassen“. Nach der Herrschaft der Khmer Rouge war vor allem die Gegend um Siem Reap stark umkämpft. Und vor allem von Landminen verseucht. Diese sind zwar mittlerweile in Touristischen Gebieten beseitigt, aber bis heute werden noch regelmäßig Einheimische verletzt, verstümmelt und getötet, wenn sie abseits der Wege unterwegs sind.

Im War Museum bekommt man eine gute Führung und zwar immer von jemandem, der selbst irgendwie mit Krieg oder Landminen in Berührung war. Das macht es wahnsinnig authentisch und berührend. Der junge Mann der uns herumführte beschrieb wie sein Freund durch eine ebensolche Mine starb. Furchtbar und grausam. Zusätzlich sind alte Kriegsmaschinen, Panzer, Hubschrauber und dergleichen ausgestellt. Alles war dort im Einsatz und führte zu Tod und Zerstörung. Auch Waffen mit denen zig unschuldige getötet wurden sieht man, zusammen mit vielen eindrücklichen Bildern.

Sicher keine leichte Kost, nichts was man auf die leichte Schulter nehmen sollte, aber für mich wahnsinnig interessant und hilfreich! Denn hier begriff ich zum ersten Mal den kompletten geschichtlichen Hintergrund und Zusammenhang. Auf einmal fügte sich alles. Und mir lief es kalt den Rücken runter, weil dieses Land unglaublich bombardiert wurde und bis heute kaum jemand etwas davon weiß, weil das bombardierende Land das eben nicht wollte und seine Macht genutzt hat. Über Kambodscha gingen mehr Bomben ab, als im gesamten zweiten Weltkrieg.

Voller Ehrfurcht genossen wir auf dem Rückweg noch den Sonnenuntergang und beschlossen den Abend ganz gemütlich. Den vorgeschlagenen Apsara Dance Abend schlugen wir aus und verschoben ihn auf den nächsten Tag.

Apsara Dance

Apsara beschreibt einen traditionellen kambodschanischen Tanz, der in Siem Reap meist zusammen mit einem großzügigen Abendessen dargeboten wird. Wir hatten zum Tanz ein Buffet mit riesiger, erstklassiger Auswahl. Trotzdem würde ich das nicht unbedingt weiterempfehlen: der Tanz war sehr unspektakulär, die ganze Halle sehr laut – viele kamen nämlich nur zum Abendessen und schenkten der Darbietung keine Aufmerksamkeit und die Bedienung stellte ziemliche Massenabfertigung dar. Ich bereue es nicht das gemacht zu haben (allein wegen der frittierten Bananen!), aber der Circus in Siem Reap soll im Gegenzug wirklich wirklich gut sein (nur Akrobatik, keine Tiere). Daher würde ich wohl mittlerweile dem den Vorzug geben.

 

Siem Reap im Überblick

Wir waren somit vier Tage in Siem Reap. Drei davon in Angkor, ein Tag Pause. Genauso würde ich es wieder machen. Die Abende verbrachten wir auf den vielen Märkten, stöberten durch die Stadt und ließen uns dabei von tausend blinkenden Lichtern leuchten, gingen durch die Pubstreet (wo es Bier für 50 cent gibt) ohne uns dort aufzuhalten, genossen unzählige Fruchtshakes am Straßenrand und machten das Beste aus diesem unglaublich wuseligen Touristengetümmel.

Eigentlich wollte ich überhaupt nicht zwei Beiträge zu Siem Reap machen und jetzt gleich weiter gehen zu Battambang. Aber ganz ehrlich? Auch darüber habe ich so viel zu erzählen, daher bekommt dieser Ort einen eigenen Beitrag! Genauso wie das Essen in Kambodscha!

Gleich vorneweg: ich wäre gerne mit dem Schiff nach Battambang gefahren, dass geht von Siem Reap während der Regenzeit oder kurz danach noch richtig gut (später nicht mehr, dann kann nicht mehr die ganze Strecke befahren werden, Achtung! Normalerweise heißt es auch auf Nachfragen immer, dass es kein Problem gibt…), aber wir nahmen den Bus. Ging dafür deutlich entspannter und schneller.

Bis zum nächsten Beitrag!