Heute der letzte Teil meines Schottland Roadtrips. Von Fort William nach Glasgow, vorbei an Highland Games und Schlössern mit ein bisschen Regen zurück nach Edinburgh. Wenn man merkt, dass es nicht die Sehenswürdigkeiten, sondern die Menschen sind, die eine Reise unvergesslich machen. Und weil es noch fehlt, ein bisschen was zum schottischen Essen und der Tierwelt.

Blick über Edingburgh

Nach Sri Lanka gab es einen ganzen Beitrag nur zum Essen dort. Ganz so begeistert hat mich das Essen in Schottland nicht, aber trotzdem kann und will ich euch dazu ein bisschen was erzählen. Denn es war auf jeden Fall anders und sehr speziell. Mir hat es geschmeckt, aber das gilt nicht für jeden und dafür habe ich auch Verständnis.

Essen in Schottland

Frühstück. Die erste Mahlzeit des Tages und schottisches Frühstück ist wohl auch DAS typische Gericht. Neben Haggis, aber dazu später mehr. Schottisches Frühstück deckt vermutlich meinen Kalorienbedarf für zwei Tage, aber wer den ganzen Tag zu Fuß unterwegs ist verträgt (zum Glück) auch ein bisschen mehr als sonst. Es beinhaltet immer Eier, für mich meist als Spiegelei, gebratene Pilze und Tomaten, sogenannten Black Pudding, Würstchen und/ oder Speck, baked Beans und meist gibt es auch Toast dazu. Deftig. Ebenso typisch, aber genau am anderen Ende der Skala: Porridge. Auch typisch Schottisches Frühstück, aber meist eher süß. Das gibt es bei mir durchaus auch immer wieder zuhause. Beide Varianten fand ich gut. Mit der ersten Version war ich den ganzen Tag gewappnet und bis zum Abendessen satt. Unterwegs eigentlich ziemlich praktisch. Sportliche Höchstleistungen direkt nach dem Frühstück gehen aber eher weniger. Alternativ standen immer Cornflakes zur Verfügung.

„Du musst unbedingt frittiertes Mars probieren“. Wurde mir gesagt. Hab ich dann auch so gemacht. Genau das was der Name vermuten lässt. Ein Riegel Mars in Panade frittiert. Abgefahren. Nicht schlecht, aber unglaublich mächtig. Brauche ich nicht öfter, vor allem weil es mir unendlich im Magen lag. Naja, aber war spannend das mal probiert zu haben. Das ist, falls es noch nicht aufgefallen ist, immer mein Motto: alles mal selbst probieren und ein eigenes Bild machen. Bislang habe ich das immer durchgezogen. Auch Surstromming schmeckt nicht halb so schlimm wie er stinkt.

Haggis, das typisch schottische Gericht habe ich natürlich auch probiert und auch ein paar Dosen als Mitbringsel mit nach Hause gebracht. Ich fand es nicht schlecht. Insgesamt ist das Essen in Schottland im Schnitt ganz gut, deftig, nicht unbedingt auffallend gut, aber auch nicht ungenießbar. Die Kombinationen haben mich allerdings immer wieder überrascht. Lasagne mit Pommes. Eigentlich gab es zu allem Pommes.

Positiv überrascht hat mich die Auswahl in den Supermärkten. In Tesco und Co. gab es immer eine Variation an Salaten und kleinen Gerichten, Wraps und Sandwiches zu einem guten Preis. So gestaltete sich tatsächlich oft unser Abendessen, da immer Essen gehen kein günstiges Vergnügen ist und nicht in jeder Unterkunft eine Kochmöglichkeit zur Verfügung stand. Schockiert hat mich hingegen, dass man zum Beispiel gekochte Nudeln oder gewürfelte Zwiebeln kaufen konnte. Es gibt noch mehr solcher Beispiele. Etwas auspacken, um es dann, deutlich weniger haltbar, wieder neu zu verpacken entzieht sich meiner Logik. Bequemlichkeit hin oder her.

Kunterbunte Tierwelt

In Sri Lanka stand Tiere sehen ganz oben auf der Liste und ich wurde auch nicht enttäuscht. Flora und Fauna war so wunderschön und vielseitig. Von Schottland hatte ich mir in dieses Hinsicht überhaupt nichts erwartet. Und wurde so überrascht. Durch das nicht außergewöhnlich warme, aber gemäßigte Klima wachsen hier viele Pflanzen, die es in Deutschland nicht schaffen. Ganze Rhododendronhecken statt nur magerer Büschchen, Palmen die offenbar ganzjährig draußen stehen und Riesige Bäume. Alles besonders schön in Szene gesetzt in tollen Garten- und Parkanlagen, denn dafür haben die Briten bekanntlich ein Händchen. 

Was mich aber noch mehr begeistert hat waren die Tiere. Klar, Schafe im Überfluss, in unzähligen unterschiedlichen Rassen und dem Frühjahr entsprechend mit lauter kleinen, übermütigen Lämmern. Aber auch viele wilde Kaninchen, die die Schotten wohl eher als Plage empfinden, während ich beim Kaninchen im Vorgarten der Unterkunft eher in „oohhh“ verfalle.

Ich habe einen Papageientaucher fotografiert und Robben in freier Wildbahn beobachtet. Mit etwas Glück hätte man sogar Delfine und Wale sehen können. Außerdem viele verschiedene Vögel und sonstige Nager. Ja, doch, das war eine unerwartet schöne Seite der Reise.

Weitere Reise von Skye in den Süden und zurück nach Edinburgh

Eilean Donan Castle

Soviel dazu. Im letzten Beitrag sind wir gemeinsam bis zu Eilean Donan Castle gereist. Das lag auf dem Weg von Skye nach Fort William. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um den Ben Nevis (höchster Berg Schottlands) und das umliegende Land bei Glen Coe zu bewandern. Am Abend der Ankunft war das Wetter noch schön und der Schneebedeckte Gipfel des Berges war zu sehen. Am nächsten Tag hing dann allerdings alles im tiefen Nebel und es nieselte. Dabei stand die Besteigung des Ben Nevis ganz oben auf meiner Wunschliste. Zusätzlich machte sich langsam bemerkbar, dass wir jeden Tag zig Kilometer zu Fuß zurückgelegt hatten. Ich bestieg also nicht den höchsten Berg Schottlands. Und muss deshalb unbedingt nochmal hierhin zurück. Unbedingt! Dafür war ich am Stac Pollaidh, was auch ein wirklich schöner Blick war. Es blieb also bei kleinen Spaziergängen bevor es weiter Richtung Süden ging.

Nach einem eher ruhigen Tag erreichten wir die bereits zu Beginn von mir empfohlene Unterkunft von Alex und Sean, die ich über Air Bnb entdeckt hatte. Auf dem Weg zweifelten wir mehrfach, ob wir richtig sind. Aber das GPS ließ keinen anderen Schluss zu. So erreichten wir nach einer Fahrt durch eine Schafweide das abseits gelegene Haus, indem wir ein Zimmer und selbstgemachten Kuchen bekamen. Und außerdem im Gespräch wieder ein paar Dinge über Schottland erfuhren, die wir bis dato nicht wussten.  Solche freundlichen Begegnungen bereichern die Reise so ungemein!

Es folgte der einzige von vorneherein fest geplante Tag. Denn die ersten Highland Games der Saison fanden glücklicherweise kurz vor der Rückreise statt. Und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Dafür mussten wir nach Greenock, was sich ganz gut in unsere Route zurück Richtung Flughafen einfügte. Schotten die Steine werfen, im Dudelsackspielen gegeneinander antreten und sich in Volkstänzen messen. Das war wirklich toll. Und wie immer steht und fällt es mit den Menschen, denn der Kommentator der sportlichen Aktivitäten machte eine super Stimmung und mit seinem schottischen Akzent eine wirklich tolle Atmosphäre. Sprüche wie „Be aware of the flying weights. If it hits your head it could damadge the weight.“ mit übermäßig gerolltem R sorgten für lautstarkes Gelächter. Es war wie ein großes Volksfest, wo sich Familien trafen und Kinder spielten während von irgendwo immer Musik kam. Gänsehaut-Moment war sicherlich, als zum Abschluss alle Dudelsackspieler gemeinsam die schottische Nationalhymmne vor wolkenverhangenem, mystischen Himmel spielten. Denn es hatte zwischendurch ordentlich geregnet, was den Festivitäten aber keinen Abbruch getan hatte.

Burgen, Schlösser und Seen

Die letzten Tage in Schottland waren dann geprägt von noch mehr Schlössern. Dumbarton Castle war wieder so ein Highlight, dass es nur dank des Explorer Passes auf unsere Liste geschafft hat. Selbst als wir dort waren, waren wir von außen skeptisch, ob wir da wirklich rein sollten. Sollten wir. Wirklich ganz dringend. Denn die Anlage zieht sich über einen großen Felsen und wann man all die hunderte von Stufen erklommen hatte wurde man mit einem tollen Ausblick belohnt. Trotz regnerischem Wetter (wohlgemerkt der einzige Tag an dem es so ziemlich durchgehend geregnet hat) war es unglaublich schön.

Mitten im Dumbarton Castle

Doune Castle, unter anderem Schauplatz von Outlander

Doune Castle hingegen war von Anfang an ein Muss. Es stellt unter anderem Burg Leoch in Outlander dar. Zusammen mit dem Audioguide, der einem die jeweiligen Szenen die hier und da gedreht wurde vorspielte, war das ein wirklich tolles Erlebnis für jemanden der die Serie kennt. Aber auch wenn dem nicht so ist, die Ritter der Kokosnuss kennt vermutlich jeder, zumindest in Auszügen. Auch das spielt im und um das Doune Castle herum. 

Highlight war für mich die Inchmahome Priory (inklusive Bootsfahrt im Explorer Pass enthalten). Die Ruine einer alten Abtei, mitten auf einer kleinen Insel. Die Abtei an sich war nicht besonders eindrucksvoll. Aber die Umstände. Es regnete und ich fragte mich, ob wir bei dem Wetter (Regen) überhaupt auf die Insel könnten. Doch der Schotte der für die Überfahrt zuständig war nahm meine Bedenken überhaupt nicht war, für ihn war es wohl bestes Wetter. Dort angekommen nahm er die letzten anderen Touristen mit zurück. Wir waren also alleine auf der Insel. Abgesehen von der Dame im Souvenir Laden, der wir Bescheid geben sollten, wenn wir wieder zurück wollten. Denn es wurde kein weiterer Besuch erwartet. Und, wow! Auf der Insel wuchsen atemberaubende Bäume, unterschiedlichste Blumen und der Regen machte die Stimmung eigentlich erst perfekt. Die Tropfen auf dem See, der graue Himmel gegen den sich das grün der Pflanzen ganz besonders abhob und das ganz alleine. Besser kann man es wohl nicht treffen.

Blick auf den Lake Meneith in dem die Inchmahome Priory liegt




Glasgow, Stirling Castle und Edinburgh

Glasgow Cathedral

„Warum sind Adam und Eva in Schottland lila? Weil es sie friert!“

Ein Besuch in der Glasgow Cathedral kostet nichts und bietet für Outlander Fans ein weiteres Highlight. Denn die Kirche ist das „Hôpital d’anges“ aus der zweiten Staffel. Sobald man über den Schock des Souvenirshops in einer Kirche (gleich an der Eingangstür) hinweg ist, kann man die vielen bunten Glasfenster und die sonstigen Details bewundern. Schotten sind übrigens insgesamt recht rabiat mit ihren Kirchen – viele alte Kirchen sind mittlerweile Wohnhäuser oder gar Hostels. Eine war sogar ein Veranstaltungszentrum. Während ich das Bild des oben abgebildeten Fensters machte kam jemand auf mich zu und fragte mich, ob ich wüsste warum Adam und Eva in Schottland lila seien. Auf mein Schulterzucken erwiderte er „weil ihnen kalt ist“ und ließ mich schmunzelnd stehen. Solche kurzen Begegnungen passierten tatsächlich häufig. Humorvolles Völkchen diese Schotten.

Die Besichtigung des Stirling Castles überstrahlte alle anderen Haltestellen unserer Reise. Nicht weil das Schloss so unglaublich war, nein, denn durch Zufall erwischten wir den vermutlich besten Führer überhaupt. Ein schottisches Urgestein, der solche Führungen geschätzt schon seit fünfzig Jahren machte und aufgrund seines ironischen Humors und seiner mitreißenden Erzählweise so unglaublich unterhaltsam war. Wenn er mit seinem schottischen Akzent ein großes Highlight anpreist und einem dann empfiehlt auf dem Weg in die große Halle unbedingt am „historischen“ Kaffee Stand halt zu machen und Sprüche wie „We (the Scotish) always fight fair… Now we don’t!“ ist Heiterkeit vorprogrammiert. Auch Aussagen wie die Antwort auf die Frage warum die Statuen auf den Sockeln fehlen (vermutlich sind sie herunter gestiegen, weil es Ihnen zu kalt war) machen Spaß auch wenn man eventuell an der historischen Korrektheit zweifeln sollte.

Blick auf das Edinburgh Castle

Hier und im Edinburgh Castle kann man sicherlich jeweils einen ganzen Tag verbringen. Wenn einen die Menschenmassen nicht abschrecken. Hingehen, zumindest für ein paar Stunden sollte man aber unbedingt. Das haben wir an unseren letzten Tagen, die wir in Edinburgh verbrachten auch gemacht.

Edinburgh, eine kleine Großstadt mit vielen historischen Gebäuden und einem großen Hügel mitten in der Stadt, über den man stundenlang spazieren kann. Ganz nach meinem Geschmack. Der sogenannte Arthur’s Seat mitten im Holyrood Park ist als Ziel eines solchen Spaziergangs sehr beliebt. Zum Sonnenuntergang tummeln sich hier zig Leute. Ich beobachtete ihn von der davor liegenden Kante aus und genoß wie das warme Licht der untergehenden Sonne über diese gemütliche Stadt schien (Bild am Beginn des Beitrags).

Innerhalb von Edinburgh bewegte ich mich übrigens viel mit dem Bus fort (wenn nicht gerade zu Fuß gehen angesagt war), was super gut und sehr schnell funktionierte. Da es nur eine Tram-Linie (zum Flughafen) gibt, ist das Busnetz toll ausgebaut und führt einen überall hin. Auch zum botanischen Garten, eine weitere Oase mitten in der Stadt.

Im botanischen Garten

Übrigens kann ich die Museen in Glasgow (Kelvingrove Art Gallery and Museum) und auch in Edinburgh (Scotish National Museum) sehr empfehlen. Ich finde es toll, dass hier jedem Bildung zugänglich gemacht wird, denn der Eintritt ist, typisch britisch, frei.

Ich genoß meine Zeit in Edinburgh sehr und hätte noch ein paar mehr Tage hier verbringen können. Denn das Großstadtgetummel, das ich normalerweise nur vorübergehend mag, weil mir dann die drängelnden Menschenmengen nerven, fand ich hier sehr angenehm. Denn wird man angerempelt entschuldigt sich tatsächlich noch wer dafür und sogar Verkäufer auf der Straße sind unaufdringlich freundlich. 

Bis bald mal Schottland! Schön wars!

Mitten in der Stadt – Holyrood Park

Jetzt wo alle Berichte zur Reiseroute veröffentlicht sind habe ich unter allen Beiträgen dieses Inhaltsverzeichnis hinzugefügt – so könnt ihr euch ganz leicht durch alle durchklicken.